Liberty News - Wie sieht die Arbeitswelt von Morgen aus?

Wer am Arbeitsmarkt gefragt bleiben will, sollte sich Kompetenzen in Bereichen wie der Künstliche Intelligenz und Big Data zulegen. Diese fortschrittlichen Fähigkeiten werden von Fachleuten als Kernkompetenzen und als unverzichtbar hervorgehoben.

Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat vor Kurzem seinen mit Spannung erwarteten ‘Future of Jobs Report 2025’ veröffentlicht. Dieser bietet eine aufschlussreiche Zusammenfassung der sich verändernden Arbeitslandschaft. Basierend auf Interviews mit Mitarbeitern aus 1’000 Unternehmen weltweit beleuchtet der Bericht die Fähigkeiten, die für die heutige Arbeitswelt als entscheidend angesehen werden, sowie jene, die in den nächsten fünf Jahren an Bedeutung gewinnen sollen. Während die Ergebnisse bereits bedeutende Diskussionen ausgelöst haben, werfen sie auch kritische Fragen über die Diskrepanz zwischen fortgeschrittenen technologischen Kompetenzen und grundlegenden Fähigkeiten auf.

KI und Big Data als Kernkompetenzen

Eines der wichtigsten Ergebnisse des Berichts ist die zunehmende Priorisierung von Kompetenzen in Bereichen wie der Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data. Diese fortschrittlichen Fähigkeiten werden als Kernkompetenzen hervorgehoben, die für Fachkräfte in der digitalen Wirtschaft unverzichtbar sind. «Es gibt allerdings eine auffällige Auslassung: Grundlagenfächer wie Mathematik und Programmierung scheinen in der Kompetenzhierarchie in eine sekundäre Rolle gedrängt worden zu sein und werden als nicht mehr im Fokus bezeichnet», wie Dr. Florian Weigert, Professor für Financial Risk Management an der Universität Neuchâtel erklärt.

Für ihn ist dieser Trend sowohl überraschend als auch besorgniserregend. «Wie kann man ein Experte für KI und Big Data sein, ohne ein tiefes Verständnis der mathematischen Prinzipien und Programmierkenntnisse zu haben, die diesen Bereichen zugrunde liegen? Die Algorithmen, die KI antreiben, die statistischen Modelle, die prädiktive Analysen ermöglichen, und die Software-Engineering-Praktiken, die Konzepte in funktionierende Werkzeuge verwandeln, basieren alle auf diesen grundlegenden Disziplinen.»

Gefahr durch fehlende Grundlagen

Weigert warnt: «Während wir die Vorteile technologischer Fortschritte nutzen, müssen wir darauf achten, die Grundlagen nicht zu vernachlässigen. Der heutige Fokus auf gebrauchsfertige Tools und benutzerfreundliche Plattformen birgt das Risiko, eine Generation von Fachkräften hervorzubringen, die stark auf vorgefertigte Lösungen angewiesen sind, ohne vollständig zu verstehen, wie diese funktionieren. Dieses oberflächliche Engagement in Bezug auf Technologie könnte Innovationen behindern, die Problemlösungskapazität einschränken und Schwachstellen schaffen, wenn Systeme ausfallen oder angepasst werden müssen.»

Erneuter Fokus auf Bildung ist unerlässlich

Um dieses Ungleichgewicht zu beheben, ist laut Weigert ein erneuter Fokus auf Bildung unerlässlich. Schulen, Universitäten und Weiterbildungsprogramme müssten sicherstellen, dass grundlegende Fähigkeiten – Mathematik, Programmierung und Logik – nicht von der Faszination für hochentwickelte Anwendungen überschattet würden. Schliesslich seien die Fähigkeiten, kritisch zu denken, Algorithmen zu entwerfen und komplexe Probleme zu lösen, die Voraussetzungen, auf denen technologische Expertise basiere.

Für Weigert ist der Future of Jobs Report 2025 ein Weckruf. Und Weigert ermahnt: «Lassen Sie uns in unserem Streben nach der nächsten grossen Sache die Grundlagen nicht aus den Augen verlieren. Indem wir grundlegende und aufkommende Fähigkeiten gleichermassen priorisieren, können wir sicherstellen, dass unsere Arbeitskräfte nicht nur auf die Jobs von morgen vorbereitet sind, sondern auch in der Lage sind, die Zukunft aktiv mitzugestalten.»